Unser Tag 5 auf unserer kleinen Reise durch den Südwesten der USA führt uns eigentlich nach Las Vegas. Mit einem kleinen Umweg durch das Death Valley. Wir sind also schon sehr früh losgefahren, um möglichst nicht nach 10 Uhr morgens im Death Valley unterwegs zu sein. Aber lest selbst…
Wie früh haben wir uns auf den Weg gemacht, wollt ihr wissen? Um kurz nach 5:00 Uhr morgens haben wir uns ins Auto gesetzt und sind langsam in Richtung des Death Valley gefahren. Auf der 395 in Kalifornien konnten wir morgens einen der schönsten Sonnenaufgänge unseres Lebens beobachten. Das morgendliche Flair mitten in der Wüste auf einem mäßig befahrenen Highway ist einfach nur abgefahren. Ob man sich da überhaupt dran gewöhnen könnte?
Atemberaubende Straßen
Von der 395 bogen wir dann in die Trona Road ab und waren sofort verliebt. Ein Blick wie im Film! Eine lange, komplett leere Straße führte irgendwo ins Nichts, kilometerweit kein Auto in Sicht. Hier stiegen wir aus und merkten zum ersten Mal, wo wir da eigentlich gerade sind. In der Wüste, in der Einöde, mitten im Nichts und doch noch nicht ganz fernab jeglicher Zivilisation.
Die für uns jedoch abgefahrenste Erfahrung war wohl, dass es hier auf einmal so eine gruselige Totenstille gab. Entweder säuselte ein Phantom-Motorengeräusch in meinem Ohr oder es war so ruhig, dass ich mein eigenes Blut durch den Körper rauschen hörte. Kein Wind, keine Insekten-Geräusche, keine Vögel, die irgendeinen Ton von sich gaben. Verrückt!
Auf unserer Tour versuchten wir bewusst auch mal nach Schlangen oder Spinnen Ausschau zu halten. Denn in dieser Region kann man mit diesen Rechnen und auch wenn wir einen großen Respekt vor diesen Tieren haben und sie uns nur aus der Ferne ansehen, so kitzelte uns der Reiz diese Natur einmal in Echt zu erleben. Leider kamen wir nicht zu diesem Erlebnis.
Nun bin ich kein Insektenexperte, doch ein gewisses Interesse dafür besteht bei mir schon. Und so bin ich noch immer felsenfest der Meinung, einen in dieser Region durchaus vorkommenden Tarantulafalken vor meiner Nase fliegen gehabt zu haben. Immerhin also. Sie sind dafür bekannt Taranteln zu jagen und ihr Stich soll mitunter einer der schmerzhaftesten der Welt sein. Was ein Glück also, dass einen die Tiere in aller Regel in Ruhe lassen. Falls euch dieses Tier interessiert, kann ich euch dieses Video sehr empfehlen.
Goldgräber-Städtchen?
Dann ging es herumgeschlängelt um ein paar Kurven endlich wieder in etwas Zivilisation. Nun ja, die Trona Road brachte uns an den gleichnamigen Ort und so begrüßte uns Trona mit einem intensiven Schwefelgeruch. Schon auf dem Weg wirkte alles so, als wurde hier vor vielen Jahren einmal Gold abgebaut.
Tatsächlich hatte man dies vor vielen Jahren hier auch vor, doch stattdessen fand man hier Borax. Ein sehr bedeutendes Mineral. Nur durch einen Zufall hatte man hier eine neue Einkommensquelle entdeckt. Leider haben sich viele der großen Minengesellschaften und Chemiefabriken nach und nach aus dem Ort zurückgezogen und Trona damit seinen einstigen großen Erfolg hinter sich gelassen.
Das merkt man heutzutage deutlich. Viele Einwohner hier sind arbeitslos und die Ortschaft verfällt nach und nach. Angeblich sind durch diese Krise viele der Einwohner inzwischen Crystal Meth abhängig geworden. Trona ist ein Ort, an dem man sich nicht länger als nötig aufhalten möchte, auch wenn wir hier keine schlechten Erfahrungen gemacht haben.
Das Panamint Valley – Keine Hilfe weit und breit
Wir stellten und das Death Valley immer wie einen der einsamsten Orte überhaupt vor. Doch dieser Eindruck beschlich uns schon in den Gegenden rund um das Death Valley. Im Panamint Valley, kurz nach Trona und dem Searles Valley, waren die Straßen schlecht. Das Geröll knirschte die ganze Zeit gegen unseren Auto-Lack und die Abrollgeräusche der Reifen waren teilweise unerträglich.
Das schlimmste aber war diese Einsamkeit. Schon in Trona sahen wir kaum noch (fahrende) Fahrzeuge, doch hier kam uns weit und breit niemand mehr entgegen. Für eine gefühlte Ewigkeit! Dort hat man dann auch tatsächlich kaum bis keinen Handyempfang mehr. Wäre uns hier ein Reifen geplatzt, dann hätten wir erstmal gewartet. Und ich sage es gleich: Es war brütend heiß. In diesen Tälern staut sich die Hitze ganz gut.
Aber der Blick war unbezahlbar und auch hier sind wir natürlich einmal ausgestiegen und haben und etwas umgeguckt. Auch hier gab es wieder diese unheimliche Totenstille, welche aber auch wirklich angenehm zugleich war. So konnte man sich von lauten Highways und der immer wachen Großstadt Los Angeles mal etwas erholen. Das Panamint Valley ist ein Ort, an den ich mich noch lange erinnern werde.
Einfahrt ins Death Valley
Plötzlich, so ganz aus dem Nichts, tauchte dann dieses Schild auf. „Death Valley National Park“. Wir sind also offiziell angekommen. Mittlerweile war es schon kurz nach 9:00 Uhr. Wir mussten uns also etwas beeilen, wenn wir der extremen Hitze noch etwas entkommen wollten. Bereits hier hatten wir schon ca. 35 °C erreicht. Am Schild trafen wir ein älteres amerikanisches Pärchen, dass gerade aus Las Vegas kam und uns schonmal warnte, dass es dort noch heißer als sowieso schon ist. Diese Nachrichten konnten wir jetzt gebrauchen. 😅🥵
Das schöne ist, dass man für eine Fahrt ins Death Valley keinen Eintritt zahlen muss. Es gibt keine Einfahrtkontrollen, sondern man fährt hier einfach hinein. Bitte beachtet jedoch, dass ihr hier nicht „einfach hinein“ fahren solltet, ohne euren Tag ein wenig vorbereitet zu haben. Sorgt für ausreichend (gekühltes) Wasser, eine Powerbank für euer Handy, genügend Sprit im Tank und eine angemessene Kleidung mit Hut, Sonnenbrille und ordentlich Sonnencreme auf der Haut. Ich nehme euch da aber vorab gern schon einmal die Illusion, dass die Sonnencreme was bringen würde. Sie fließt euch wortwörtlich von der Haut. Dennoch ist sie natürlich unabdingbar!
Wir nutzten gleich die Gelegenheit und hielten am Emigrant Campground an, um eine kurze Pause einzulegen und erst einmal einen Eindruck vom Death Valley zu bekommen. Natürlich vermittelt einem die Natur direkt einen richtigen Einblick vom Tal des Todes. Zwei Krähen saßen unter einer Infotafel im Schatten, beide mit offenem Schnabel. Sie bewegten sich kein Stück mehr und flohen auch nicht mehr vor uns Menschen. Sie müssen sehr ausgetrocknet gewesen sein. Und dieses Bild zeigte sich uns nicht nur einmal.
Trotzdem man hier im absoluten Nirgendwo ist und man sich hier am offiziell heißesten Ort der Erde befindet, gibt es auch hier immer mal wieder Toiletten. Verständnis solltet ihr aber dafür aber aufbringen, dass es hier nur begrenzt fließend Wasser gibt und es sich natürlich auch nur im Plumpsklos handelt. Aber immerhin!
Sanddünen im Death Valley – damit hatten wir nicht gerechnet
Wieder einmal sind wir auf unserer Tour überrascht worden. Wir sind gerne spontan unterwegs und lassen und von den Orten, die wir besuchen wollen auch mal überraschen, indem wir uns nicht allzu sehr über die Sehenswürdigkeiten informieren (abgesehen von den Gegebenheiten vor Ort natürlich). Und so gab es hier schon wieder die nächste Überraschung. Mitten im steinigen Todestal lag eine Sanddünen-Region mit dem Namen Mesquite Flat Sand Dunes.
Der Blick vom Parkplatz über die Sanddünen war phänomenal und lud für einen kleinen Spaziergang durch die sandigen Berge ein. Weit gekommen sind wir jedoch nicht, denn bereits hier lag die Temperatur bei über 40 °C. Viel zu viel für einen langen Aufenthalt, zumal sich das Auto ohne laufende Klimaanlage binnen weniger Minuten stark aufheizte.
Witzigerweise hatten wir hier jedoch seit langem mal wieder 5G-Handyempfang und überraschten unsere Familie mit Video-Anrufen aus einem der gefährlichsten Orte der Welt. Wenigstens so kann man die Familie mal ein Stück mit in den Urlaub nehmen.
Death Valley Besucherzentrum im Furnace Creek
Einige Kilometer nach den Dünen folgte auf der Straße 190 das Besucherzentrum des Death Valley. Ich kann einen Abstecher hierher sehr empfehlen, denn hier kann man eine Menge interessanter Informationen über das Death Valley für sich mitnehmen. Das örtliche Museum im Visitor Center ist wirklich Spitze. Zudem ist dieser Ort bestens klimatisiert. Zugegeben, besonders aus der heutigen Sicht mit unseren aktuellen Energie- und Umweltproblemen ist der Fakt, dass dort wahrscheinlich angenehme 20 °C herrschen umso verrückter.
Mitgenommen haben wir hier vor allem, dass das Death Valley gar nicht so tot ist, wie es zunächst scheint. Es gibt hier durchaus eine Vielfalt an Leben, die sich an die klimatischen Bedingungen angepasst hat. Außerdem wird hier noch einmal auf die reiche Bergbaugeschichte und die Entstehung des Death Valleys hingewiesen.
Apropos Furnace Creek – Der Name sagt eigentlich schon alles (Furnace = Ofen). Hier im Furnace Creek wurde 1913 die höchste jemals gemessene Temperatur der Welt mit 56,7 °C erfasst. Und das nur an der „frischen“ Luft! Auch die höchste jemals gemessene Oberflächentemperatur wurde hier mit 93,9 °C gemessen. Wir hatten „Glück“ und mussten hier nur kuschelige 44 °C ohne jeglichen Schatten aushalten. Für das Death Valley also fast noch in Ordnung. Am heißesten jedoch wird es hier üblicherweise im Juli.
Es gibt hier im Death Valley noch extrem viele wirklich sehenswerte Orte, doch die Hitze und auch die lange Fahrt haben sehr an uns gezehrt, dass wir uns so langsam für eine Weiterfahrt entschieden hatten. So gern hätten wir noch Orte wie die Artist’s Palette, den Mosaic Canyon, das Salt Creek oder den Racetrack Playa mit den sich mysteriös bewegenden Steinen angesehen, doch einige dieser Ort erreicht man sowieso nur mit einem richtigen Geländewagen. Die meisten Mietwagen dürfen in den USA nicht abseits befestigter Straßen gefahren werden.
Eine noch ganz kleine Anekdote will ich hier am Rande mit euch teilen: Auf unserer Rückfahrt, wirklich unweit des Besucherzentrums tauchte in einer Kurve eine Oase mitten aus dem Nichts aus. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um das Death Valley Inn handelte. Zugegeben ein sehr schönes Hotel, doch hier fassten wir uns nur wieder an den Kopf. Der Fakt ist einfach zu aberwitzig, dass hier an einem der trockensten Orte Palmen gepflanzt wurden, ein Hotelkomplex gebaut wurde und sich dort auch eine Pool-Anlage befindet. Murica – Land der unbegrenzten Möglichkeiten, neh?
Viva Las Vegas! O.. oder doch nicht?
Und so machten wir uns auf den Weg durch weitere, teils verlassene Ortschaften und einsame Straßen in Richtung Las Vegas. Irgendwann, nach vielen weiteren Kilometern, tauchte es dann endlich hinter den Hügeln auf. Es lag höhentechnisch viel weiter unten als wir, sodass wir einen schönen Blick auf diese Wüstenstadt bekamen. Mittlerweile waren wir schon über 8 Stunden unterwegs und haben schon mehr als 580 Kilometer zurückgelegt.
Dementsprechend froh waren wir, endlich an unserem Zimmerchen in Las Vegas angekommen zu sein. Wir hatten uns bewusst für ein günstiges Zimmer via Airbnb entschieden, da wir sowieso nur zwei Nächte hier verbringen wollten. Trotz des günstigen Preises war es glücklicherweise nicht weit weg vom Las Vegas Strip. Nur ca. 20 Autominuten bis zur Straße der Straßen in Las Vegas.
Das Zimmer dafür war nahezu schrecklich. Versteht mich nicht falsch! Es hat alles gehabt, was man braucht und der Gastgeber war wirklich nett. Aber so intensiv wie hier hatte ich Raumspray noch nie gerochen. Das komplette Apartment roch nach Rosenpuff und so nahm auch unsere Kleidung und auch mein Kopfkissen diesen Geruch schnell an. Wirklich übel! Wenn ein Zimmer dann noch kitschig eingerichtet ist, hört bei mir der Spaß aber wirklich auf. 🤭
Nun gut, wir machten das beste draus, „lüfteten“ bei über 30 °C erstmal ordentlich und machten uns dann am Abend auf den Weg zum Strip.
Der Strip – Das Zentrum der Spielehöllen
Es war ein Freitagabend und somit in Las Vegas auch schon gut was los, auch wenn es zu dem Zeitpunkt noch hell war. Aber in Las Vegas geht ja eh rund um die Uhr die Luzie ab. Wir parkten für $15 am High Roller, dem Riesenrad in Las Vegas (das derzeit zweithöchste weltweit), und schlängelten uns von hier aus zum Ceasars Palace, zum Brunnen des Bellagios mit seiner atemberaubenden Show und dem Paris Las Vegas Hotel, auf dessen Eiffelturm wir am Folgetag eigentlich hinauffahren wollten.
Der soll übrigens halb so groß sein wie das Original. Ich stand auch schon der dem Original und meiner Meinung nach ist der echte weit mehr als doppelt so groß.
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass uns das nach dieser langen Autofahrt einfach alles ein bisschen zu viel war. Dieser laute, stinkende Ort ging uns einfach nur an die Nerven. Überall roch es nach Marihuana und die Leute waren schon jetzt ganz gut angetüdelt. Dieser kleine Einblick hat uns also erst einmal gereicht, denn wir hatten ja noch zwei weitere Tage um Las Vegas etwas zu erkunden. Ob ein Wochenende dafür eine gute Idee ist? 😉
Das könnt ihr gern in den Tagebüchern der nächsten Reisetage erfahren. Für heute ist hier Schluss. Schließlich haben wir ja auch eine ganze Menge erlebt. Abends gab es dann noch eine unfassbar gesunde Mahlzeit von Kentucky Fried Chicken als Stärkung für diesen anstrengenden Tag.